Da war doch was...was ich noch zeigen wollte

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Dienstag, 13. August 2013

Berge versetzen

Und schon wieder ist eine Woche in- der so nah gewordenen-  Ferne vorüber, meine 5. Woche und ein wunderschönes, aktionsreiches Wochenende:
                

Schon ganz früh am Sonntagmorgen brechen wir auf in das ca. 120 km entfernte Eisenmienen-  Gebiet, dass, so der öfteren betont, einzigartig in Indien und ein gutes Beispiel für den Rohstoffreichtum Zentralindiens darstellt.
Ich hatte schon ganz vergessen wie wundervoll die Welt am frühen Morgen sein kann: die Sonne blinzelte gerade mit den ersten, viel versprechenden Strahlen über das Eingangstor der Schule, noch nie gehörte Vogelgesänge, durch den Regen der letzten Tage scheint die Luft ganz klar und leichter Wind streicht um meine nackten Arm,…Roman-Anfang-Atmosphäre. Ich sollte wirklich mal wieder öfter eher Aufstehen!
Nach einem schnellen Bananen-Nutella- Chapatti Frühstück (die Deutschen mal wieder) steigen wir in den, extra zu diesem Anlass gemietetem Jeep mit Fahrer, der uns über die Bundesgrenze von Chhatisgarh.  
Die nächsten drei Stunden verbringen wir durchgerüttelt im Auto, mit dem wir auf (typisch indischen) Straßen durch viele kleinere Dörfer fahren – vorbei an Frauen mit bunten Saris auf  Reisfeldern, meist noch geschlossenen (ehemals) knallfarbig lackierte Straßenstände, Müllbergen- mal wieder- , ältere Frauen und Männer vor ihren Hütten sitzend und einer Menge (auffällig westlich aussehende) Werbeschilder. Anfängliches Flachland weicht zunehmend bergigem Land und am Horizont wird wunderschön eine lange Bergkette erkennbar die den Wolken verschwindet.

Mit etwas Verspätung kommen wir um kurz vor 10 bei einer bunten Kirche mit dazugehörigen sehr netten und gastfreundlichen Patern an. Nachdem wir, natürlich mit bedecktem Kopf und getrennt von den Männern sitzend, die letzten Minuten der Sonntagsmesse miterleben dürfen gibt es eine kleine Stärkung mit Pulverkaffe und leckerer, käseähnlichem Butterbrot (sogar die Butter ist stärker gewürzt- die Inder ziehen das wirklich durch).
Uns begleiten und erklären alles unsere zwei Führer- ehemalige Mienenarbeiter, sehr nett und mit einer Menge Wissen, die uns netterweise (mal wieder das Vitamin B) auf das Mienengebiet mitnehmen. Nachdem wir das große Tor und die Sicherheitskontrolle passieren  (Betreten eigentlich nicht für Besucher gestattet und ohne Anmeldung und Passierschein schon gar nicht) beginnt eine, noch mal ca. eine Stunde andauernde, Fahrt den Berg hinauf. Über geschlängelte Serpentinen –unbedingt hupen vor jeder Kurve, aber dass sind wir aus Indien ja schon gewohnt- führt der Weg unter Förderbändern und weiteren hoch industriell aussehenden Stahlkonstruktionen vorbei, nicht ohne ein atemberaubendes Panorama genießen zu können:

Zu 79% Eisen. Da ist auch so ein kleines Steinchen ganz schön schwer.


Mit ansteigenden Höhenmetern wird die Sicht auf die, bis zum Horizont reichenden, bewaldeten Berge allerdings immer mehr durch dichten Nebel und beginnenden Regen versperrt bis wir schließlich- den Weg nur noch ahnen könnend- auf der Bergkuppel in das eigentliche, steinig einfältiges Eisenanbaugebiet gelangen.

Konnte leider kein Englisch, dafür aber nett lächeln und sehr schlau schauen

Mit riesigen Maschinen (übrigens Exporte aus China und Deutschland) wird das, aus bis zu 79 % aus Eisen bestehende Gestein nach dem Sprengen auf spezielle LKW geladen. In einem weiteren Schritt- dem Dumping- werden die Steinbrocken zermalen und gelangen zerkleinert durch ein kilometerlanges Förderbandnetz zu den Eisenwagenwagons.
’Die insgesamt 16 Eisenberge beherbergen um die 12.000 Millionen Tonnen fast purem Eisen’ wird mir von einem der vielen Arbeiter erklärte als ich nach der Zukunft der Industrie fragte, genug Arbeit für 100te von Jahren, zumal der erste Berg seit dem Abbaubeginn 1974 um einen Kilometer geschrumpft ist. ’Aber irgendwann sind hier keine Berge mehr’ heißt es weiter.


Na Alexander wäre das nicht mal ein Beruf für dich. Ist mal was anderes als ein Minibagger :)


Zuletzt sehen wir uns noch die Verladung des Gesteins durch kompliziert konstruierte Maschinen direkt von Förderband in Eisenbahncontainer an, in denen die Eisenstücke zum Einschmelzen und Weiterverarbeitung durch ganz Indien und sogar Außerlandes transportiert werden- nur Eines nicht, dass reist sicher in meiner Tasche verstaut weiter durch Indien. 


Pause muss auch mal sein!


Vom Berg direkt in die weite Welt


Nach dieser informativen Rundführung durch diese außergewöhnlichen eisernen Berge setzten wir unsere Führer bei wieder schönstem Sonnenschein im Pfarrhaus ab und machen uns wieder auf den Weg. Das nächste Ziel ist eine Schule und dazugehöriges Pfarrhaus eines am Vorabend getroffenen Paters ganz in der Nähe. Immer noch mit dem herrlichen Ausblick auf die Berge sitzen wir am reich gedeckten Mittagstisch zusammen mit vier Schwestern und dem Pater. Zu meiner großen Freunde entdecke ich, in einem der zahlreichen Töpfe, Nudeln mit gut gewürzter Soße- fast so wie beim Chinesen- nur noch viel netter!

Als nächstes geht es zu einer staatlich geförderten Schule für Adivasis oder auch Tribal People- Ureinwohner der riesigen Wälder. Sehr kinderfreundlich wirken die buntbemalten Wände und schon in der Auffahrt kommen uns Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahre entgegen, die auch in der Schule wohnen. Für den Independence Day am 15. August studieren sie (sogar am Sonntag) verschiedene indische Tänze ein, die uns vorgeführt werden. Der Abschied fällt uns nach dieser herzlichen Aufnahme und einer Tasse Chai echt nicht leicht.
Ich werde wiederkommen!

Wie schon beim Hinweg zur Schule fahren wir auch jetzt wieder durch dichten Wald unterbrochen von einfachen, aus vier bis fünf Lehmhütten bestehenden Dörfern, durch Stöcke eingegrenzte kleinere Reisfelder, Wiesen, Weiden und  notdürftig gepflasterte Straßen. (Gott sei dank, dass wir uns den Jeep gemietet haben)
Und schon legt sich die Dunkelheit über die Wälder, Dörfer und Menschen. In größeren Dörfern könnten wir noch Menschenversammlungen vor vereinzelnd beleuchteten Straßenständen sehen, als wir müde aber glücklich und voller neuer Eindrücke ,von leiser indischer Musik aus dem Autoradio begleitet, Richtung Jagdalpur holperten.





Wieder einmal wurde ich vom Reichtum Indiens überrascht: Der wunderbare wertvolle Natur, verschiedenen Menschen friedlich und sich helfend zusammen, großen Herzen, Interesse an Deutschland und seinen Bewohnern, außergewöhnliches, wunderschönes Klima und der Einfachkeit des Lebens aber auch Armut, Müllprobleme, Unverständnis, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung in meiner Wahlheimat für ein Jahr- mitten in Indien. 

Namaste und bis bald
eure Rebecca

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